Betreff: „Friedenskonferenz in Davos“: Ukraine sieht wachsende Unterstützung
https://orf.at/stories/3345666/
Von Russland nur die Aufgabe des Krieges und Reparationszahlungen zu verlangen sowie die Bestrafung von Kriegsverbrechern das klingt doch viel mehr nach einem Siegesplan bzw. Bestrafungsplan als nach einem Friedensplan!
Glaubt der ORF wirklich, dass auf dieser Basis jemals "Frieden" möglich sein wird? Dass Russland die Hauptverantwortung für den Krieg trägt ist trivial, rechtfertigt aber nicht, den Anteil all der vielen anderen kriegstreibenden Kräfte völlig auszublenden!
Mit dieser absoluten Kompromisslosigkeit macht mensch sich nur an der Fortführung des tagtäglichen organisierten Mordens und Verwüsten mitverantwortlich!
So ein "Siegfrieden" hat doch schon 1919 den Weg einem noch größerem Übel, einen noch größeren und mörderischen Krieg bereitet.
Wie stellte schon Kurt Flasch in seinem Klassiker "Die geistige Mobilmachung. Die deutschen Intellektuellen und der Erste Weltkrieg" fest: "Das Ausblenden der faktischen Kriegsursachen gehört zu den Standardtechniken der Kriegsrechtfertigung." (Seite 21)
Bei dieser "Friedenskonferenz" kam ausschließlich nur eine Kriegspartei zu Wort. Nicht einmal unabhängigen Friedensbefürwortern oder der Friedensbewegung wurde ein Raum geboten, geschweige denn der anderen Kriegspartei!
Das WEF ist im Gegensatz zur Wiener Friedenskonferenz nicht frei zugänglich und ist primär eine PR-Plattform der herrschenden Mächte des sogenannten "Westens". Schon alleine durch seine unkritische Berichterstattung über den WEF macht sich der ORF zum Propagandainstrument der herrschenden Eliten!
Auffallend ist, dass all die anderen Medien von einer „Ukraine-Konferenz“ berichten, aber nicht wie der ORF von einer „Friedenskonferenz“!
https://www.srf.ch/audio/info-3/ukraine-konferenz-davos-selenskis-friedensformel-ist-im-zentrum?id=12520472
u.v.a.
Daher hätte der "Friedensplan" der Ukraine schon in der Bildüberschrift bzw. die "Friedenskonferenz in Davos" zumindest Anführungszeichen gesetzt gehört!
Der ORF hat hingegen eine Friedenskonferenz der Österreichischen Friedensbewegung, an der über 330 Teilnehmer*innen aus 37 Staaten teilnahmen und wo VERSCHIEDENE Standpunkte zu Wort kamen, hingen schon unter Anführungszeichen gesetzt! Hier wurden auch die (vermutlichen) URSACHEN des Krieges um die Ukraine und mögliche Wege zu einem dauerhaften Frieden, mit dem ALLE leben können, diskutiert.
https://orf.at/stories/3319504/
https://abfang.org/friedensprojekte/ips-vienna/
Und wenn angesehene Experten wie der vormals hochrangige UNO-Mitarbeiter Michael von der Schulenburg Friedensvorschläge machen bzw. die Pflicht aller beteiligten Kriegsparteien eine Verhandlungslösung zu suchen, einfordert, dann schweigt der ORF auch das tot.
https://michael-von-der-schulenburg.com/
Auch sonst fällt auf, dass die Kriegsberichterstattung schon von der Auswahl der Nachrichten her extrem einseitig ist. Wenn Dörfer in Russland beschossen bzw. bombardiert werden und Zivilisten sterben bzw. zivile Objekte zerstört werden, wird darüber nie berichtet.
Wenn in Russland ein putinkritischer Blogger verschwindet oder eingesperrt wird, ist das eine Meldung wert, wenn aber in der Ukraine ein prorussischer Blogger mit amerikanischer Staatsbürgerschaft im Gefängnis stirbt, schweigt der ORF dazu ebenso wenn ukrainische Medien verboten werden oder ihren Betrieb aufgrund des Drucks durch das Kriegsregime einstellen.
https://taz.de/Berichterstattung-in-der-Ukraine/!5981955/
Der ORF berichtet natürlich auch nicht darüber, dass das gleichgeschaltete ukrainische Fernsehen massiv an Glaubwürdigkeit und Seher*innen verloren hat. Vielleicht auch, weil der ORF mit seiner einseitigen Kriegsberichterstattung selbst weiter an Glaubwürdigkeit verliert?
https://www.voiceofeurope.com/de/das-vertrauen-in-die-fernsehnachrichten-in-der-ukraine-ist-seit-ausbruch-des-krieges-deutlich-gesunken/
Von der geradezu systematischen Ausblendung des Anteils der ukrainischen Ultranationalisten / Neonazis an der Eskalation bis zum Krieg in der Ukraine ganz zu schweigen. Nicht einmal wenn der Fraktionsführer von Selenskijs Partei im Nationalrat kurz die Hand zum Hitlergruß erhebt und bei einer gleichzeitig stattfindenden proukrainischen Demo mit Redebeitrag von NEOS-Mandatar Helmut Brandstätter auf einem Fahnenmast des Nationalrats die rotschwarze „Blut und Boden“-Fahne der faschistischen OUN gehisst wird, war das dem ORF auch nur eine Erwähnung wert!
https://tkp.at/2023/02/28/hitlergruss-im-oesterreichischen-parlament/
Die Liste der ausgeblendeten Fakten ließe sich noch lange fort führen.
Auch sonst - auch aktuell beim Krieg im Gazastreifen - schweigt der ORF großteils die Friednsbewegung tot und zeigt wenig Bereitschaft, die eigene Kriegsberichterstattung kritisch zu hinterfragen. Letztlich schürt der ORF wieder die alten Feindbilder und spaltet die Gesellschaft.
Womit erklären Sie bitte diese extreme Ungleichbehandlung und Missachtung journalistischer Ethik?
Die Gleichbehandlung aller Menschen, ist die Grundlage der Menschenrechte und Demokratie.
Zudem hat sich Österreich freiwillig per Verfassungsgesetz zur „immerwährenden Neutralität“ verpflichtet, die anstatt weiter ausgehöhlt zu werden, doch in Sinne einer akitiven Friedenspolitik neu zu beleben wäre. Will der ORF weiter zu den Aufrechterhaltern der Probleme, insbesondere des Krieges gehören, anstatt zu den lösungsorientierten Friedensförderern?
Wieviele Tote, Kriegsinvaliden, Kriegswitwen und Kriegswaisen, wieviele Verwüstungen und Kollateralschäden auch bei uns (Massenverarmung durch Aufrüstung und Inflation zugunsten der Kriegsgewinnler) dürfens denn noch mehr sein?
Gleicher Maßstab für alle, der Grundsatz unseres Rechtsstaates. Zählt das alles für den ORF nichts?
Damit positioniert sich doch der ORF selbst als Kriegspropagandasender der auf die im ORF-Gesetz festgelegten Kriterien der Objektivität usw. offenbar pfeift!
Will der ORF uns in einen ewigen Krieg mit Russland zwingen?
Womit rechtfertigt der ORF die Zwangsgebühr auf alle Haushalte, wenn er derart einseitige Berichterstattung bringt, die ganz nach dem alten Muster der Kriegspropaganda daherzukommen scheint? (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Prinzipien_der_Kriegspropaganda bzw. https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/geschichte/mediale_schlachtfelder-15117.html)
Warum sollen friedensbewegte Menschen für den ORF zahlen, wenn sie tagtäglich durch die übermäßige Darstellung von Krieg und Gewalt verhöhnt werden?
Wo bleibt denn der Friedensjournalismus bei dem vielen Kriegsjournalismus?
Wo bleibt der Anreiz für den ORF sich um seriöse Berichterstattung zu bemühen, wenn er nun mit Staatsgewalt von ALLEN Haushalten, egal ob diese die Produkte des ORF konsumieren, eine „Haushaltsabgabe“ eintreibt?
Wie kann sich der Zwangszahler gegen schlechte Qualität des zu bezahlenden Zwangsprodukts wehren, wenn für eine Rundfunkbeschwerde 120 Unterschriften (immer noch) auf Papier notwendig sind?
Wo bleibt die persönliche Verantwortung, das persönliche Gewissen der ORF-Mitarbeiter*innen?
Mit friedensbewegten Grüßen
Mag. Ing. Martin Mair
P.S. diese Beschwerde wird als Briefverkehr auf friedenspolitik.at veröffentlicht und an die Mitglieder des ORF-Publikumsrats geschickt!
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