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Wissenschafter zu Bedeutung und Verwendung der Grußformel "Slava Ukrainij"

Gespeichert von Friedensmaster am Mi., 20.08.2025 - 22:36

Hinweise:

Medienartikel

Verwendung der Grußformel durch Abgeordnete im österreichischen Nationalrat


Franziska Bruder

Buch: „Den ukrainischen Staat erkämpfen oder sterben!“ Die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) 1929–1948

2.4.3. Polarisierungs- und Vertreibungsstrategie im Alltag

(Seite 81) Wie wurde die nationalistische Hegemonisierung des Alltags praktisch umgesetzt? Und wie wirkungsmächtig war sie im Alltag der verschiedenen Communities? In Papieren der OUN war besonders vom ukrainischen Dorf die Rede, wo die Bevölkerung mehrheitlich ukrainisch war. Die Strategie zielte auf die Durchsetzung einer „nationalistischen Alltagskultur“ und den langfristigen Aufbau einer nationalistischen Elite. In einem Schulungstext für die regionalen Providnyks wird genau beschrieben, wie die Hegemonisierung durchgesetzt werden sollte: Als Begrüßungsformel sollte die ganze ukrainische Bevölkerung „Ruhm der Ukraine – Ruhm ihrem Führer! Tod den Besatzern!“290 verwenden. Jungen und Mädchen sollten Kosakenlieder oder Lieder ukrainischer Soldaten wie der Sičovy Strilcy, vor allem aber „revolutionäre Lieder“ wie die Hymne der OUN singen und das auf der Straße, bei der Arbeit, bei abendlichen Veranstaltungen, auf Hochzeiten, bei Vergnügungen oder bei Beerdigungen. Sie sollten ausschließlich ukrainisch sprechen, auf ihre Sprache stolz sein und die fremde verachten.

(Seite 85) Eine spezielle Form der Propaganda war das Auftreten von OUN-Angeklagten vor Gericht. Da sich die OUN als illegale Organisation nur schriftlich, in Zeitschriften und Flugblättern an die Öffentlichkeit richten konnte, stellten Gerichtsverfahren eine Möglichkeit dar, sich öffentlich als „Revolutionäre“ zu präsentieren. Auf „angemessenes“ Verhalten der OUN-Angeklagten legte die OUN-Spitze daher großen Wert und gab entsprechende Verhaltensanweisungen aus.314 Auf die Frage des polnischen Richters nach der Nationalität antworteten die OUN-Angeklagten, sie seien Ukrainer, oder sie weigerten sich, bei der Verhandlung polnisch zu sprechen.315 Dies zog in der Regel ihren Ausschluss aus dem Gerichtssaal nach sich. Auch wurde von Angeklagten regelmäßig der „ukrainische Gruß“: „Ruhm der Ukraine“ skandiert.

(Seite 144) Alle Propagandareferenten der OUN-B sollten in den von Bolschewiki verlassenen Dörfern Schilder mit den Parolen „Ruhm der Ukraine“, „Ruhm Bandera“, anbringen, aber auch: „Es lebe die deutsche Armee“ und „Es lebe Adolf Hitler“. Es blieb sogar Zeit, in die Propagandainstruktionen aufzunehmen, an ukrainische und deutsche „Helden- und Kämpfergräber“ frische Blumen zu stellen.

John-Paul Himka

Buch: Ukrainian Nationalists and the Holocaust. OUN and UPA's Participation in the Destruction of Ukrainian Jewry, 1941-1944 (ibidim 2021)

(Seite 37/38) OUN members in the civil administration also promoted antisemitism. OUN member Anton Yastremsky was raion head in Olhynka, Donetsk oblast. On 17 September 1942 he issued an order to introduce the OUN greeting “Glory to Ukraine” in his raion. This was intended to restore polite and respectful behavior after years of “hostile Jewish-Bolshevik” interpersonal relations, of “Bolshe- vik-Jewish barbarity.”[60] The OUN-controlled city administration of Mariupol in Donetsk oblast ordered that civil servants take Ukrain- ian language courses since “as a consequence of Muscovite-Jewish rule in Ukraine our people lost their language, customs, and so on.”[61]

[60] Dobrovol’s’kyi, OUN na Donechchyni, 273-74; photoreproduction of first page of the order, 339. Olhynka is no longer a raion capital.
[61] Ibid., 268. For other indications of anti-Jewish sentiment among OUN members in the Donbas see 135, 215. On truth and legend about OUN in the Donbas, see also Radchenko, ““Two Policemen Came.”

(Seite 145) Were They Fascists?

The question of whether OUN was fascist has exercised a number of scholars, particularly since the rehabilitation of the nationalists in independent Ukraine.[367] OUN certainly looked fascist. At the tri- als of the OUN leaders in 1935-36, OUN defendants and witnesses shocked the courtroom by giving what a Polish newspaper called “the Hitlerite greeting.”[368] This was a salute typical of the fascist movements of the time. Although widespread earlier in OUN, the form of the salute was defined for the first time in a programmatic document at the Banderite Assembly of 1941: “The organizational greeting has the form of raising the extended right arm to the right, higher than the crown of the head. The mandatory words of the full greeting: “Glory to Ukraine” with the answer ‘Glory to the he- roes.’[369] The same document stipulated that the (Banderite) OUN was to have its own flag, in red and black,”[370] which alluded to the German nationalist and national socialist concept of blood and soil (Blut und Boden).

367 Golczewski, Deutsche und Ukrainer, 571-92 (“Die Faschismus-Frage”). Gomza, “Elusive Proteus.” Himka, “The Importance of the Situational Element.” Kurylo, “Shche raz pro OUN ta faszyzm.” Motyl, Turn to the Right, 163-69. Rossoliriski- Liebe, Fascist Kernel. Rossolitiski-Liebe, Stepan Bandera, passim. Statiev, “The Or-ganization of Ukrainian Nationalists.” Zaitsev, “Chy isnuvav ukrains’kyi natsional’no-vyzvol'nyi faszhyzm?” Zaitsev, “Fascism or Ustashism?” Zaitsev, “OUN i avtorytarno-natsionalistychni rukhy.” Zaitsev, “OUN i fashyzm.”

[368] Rossoliriski-Liebe, Stepan Bandera, 139-40, 152; for the term “Hitlerite greeting,” see 152 nn. 189-90.

[369] Postanovy II. Velykoho zboru, 23. This passage was expurgated from the resolu- tions as published in OUN 0 svitli postanov, 24-47, and in source collections de- rivative from it. The raising of the arm in the fascist style was prohibited after it became certain that Germany would lose the war. See, e.g., the order of the raion commandant of Kostopil raion of 1 September 1943; point 11 read: “To prohibit the outstretched arm when giving the salute, as was the case previously, but to give the salute to the cap as in the army, [if] without a cap, to stand at attention.” DARO, fond R-30, op. 2, spr. 64, f. 40. 1 am grateful to Wiestaw Tokarezuk for providing me with a photo of this document.

[370] Postanovy II. Velykoho zboru, 23.

The involvement of the militia in the violence of the Petliura days is confirmed by a report from OUN’s Main Propaganda Cen- ter in Lviv to the OUN Security Service, dated 28 July 1941:

Protopriest Father [Petro] Tabinsky informs us of the following: Our militia is at present conducting, together with German organs, numerous arrests of Jews. The Jews defend themselves against liquidation in all kinds of ways, primarily with money. According to reports that Protopriest Father Tabinsky received, among our militiamen are supposedly people who for money or gold release Jews who are supposed to be arrested. We, unfortunately, have received no concrete facts regarding this matter, but nonetheless we provide you with this information to make use of.

Glory to Ukraine!” [770]

[770] Veselova, OUN v 1941 rotsi, 389. There are also a number of militia documents, including some signed by the head of the Lviv militia, Yevhen Vretsiona, that confirm the militia’s participation in the Petliura Days. See Struve, Deutsche Herrschaft, 427.

Wolodymyr Ischtschenko

Wolodymyr Ischtschenko, Soziologe und Publizist mit Verbindungen zur ukrainischen Linken „Die ukrainische Regierung spricht nur im Namen einer Minderheit.“ (Direkta, 2025)

Die ukrainische Armee übernahm 2018 den offiziellen Sprechgesang „Heroyam slava!“ („Ehre den Helden!“), der jedoch erst ab 2022 bei Demonstrationen weltweit populär wurde. In Ihrem neuesten Buch, erschienen im Verso Verlag, weisen Sie darauf hin, dass dieser Gesang eher mit der radikalen Rechten in Verbindung gebracht wird. Welche Beziehung besteht zwischen ukrainischem Nationalismus und rechter Ideologie?

„Heroyam slava“ ist die Antwort auf „Slava Ukraini“. Der Slogan stammt von der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), einer Gruppe, die in den 1930er Jahren zur Familie der faschistischen Bewegungen in Europa gehörte. Es waren dieselben, die 1943 polnische Bauern in Wolhynien ermordeten und im Holocaust mit den Nazis kollaborierten. In der Ukraine wurde dieser Slogan – in dieser spezifischen Form – nach dem Fall der Sowjetunion bis 2014 fast ausschließlich von der extremen Rechten und ihrer Subkultur verwendet. Wer nicht Teil dieser Subkultur war und keinen Kontakt zu radikalen nationalistischen Organisationen hatte, hatte sie vor 2014 kaum gehört, als die Euromaidan-Proteste diesen rechtsextremen Gruppen den Weg in den Mainstream ermöglichten. Das heißt natürlich nicht, dass der gesamte Euromaidan rechtsextrem war, aber er normalisierte diesen Ruf. Ich spreche von Normalisierung, nicht von Vereinnahmung. Seine Interpretation hat sich nicht geändert. Natürlich ist nicht jeder, der diesen Slogan ruft, ein Faschist. Aber es ist wichtig, seine Wurzeln zu kennen und zu verstehen, dass er ein Beispiel dafür ist, wie die extreme Rechte und ihre Symbole sowohl in der Ukraine als auch im Ausland normalisiert wurden. (Übersetzung aus dem Spanischen durch deepl)

Andre Liebich und Oksana Myshlovska

Stepan Banderas Nachleben wird gefeiert

Während der euromaidan-Proteste wurden OUN- und UPA-symbole auch zur Volksmobilisierung genutzt, zum einsatz kamen OUn-Fahnen, Bandera-Porträts und der nationalistische OUN-Slogan »slawa Ukraini, Herojam slawa« (»Ruhm der Ukraine, Ruhm den Helden«), der neuinterpretiert in die neuen Rituale und Gedenkfeiern integriert wurde. Den OUn- und UPA-Helden wurden die neuernannten Helden zur Seite gestellt, die auf dem Maidan-Platz während der letzten Tage des Janukowitsch-Regimes im Februar 2014 Getöteten (die sogenannte »nebesna sotnja«, »Himmlische Hundertschaft«) sowie Teilnehmer der »antiterroristischen Operationen« in der Ostukraine.

Ukraine-Analysen Nr. 140, 5.11.2014
https://www.academia.edu/94337568/Stepan_Banderas_Nachleben_wird_gefeie…

Andrii Protnov

Wir müssen über Bandera reden – die ideologische Aufladung einer historischen Figur hat fatale Konsequenzen für die politische Kultur der Ukraine

Die Verbreitung der rot-schwarzen Flagge der UPA und die Legitimierung des Slogans der OUN, «Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!», gehörten zu den symbolischen Erfolgen des Maidan. Während des proeuropäischen Massenprotests erhielt dieser Slogan eine neue Bedeutung und wurde zu einer Loyalitätserklärung für den ukrainischen Staat. (NZZ, 21.2.2021)

Grzegorz Rossoliński-Liebe

telepolis Interview: "Das Tragische am Bandera-Kult ist, dass Ukrainer oft nicht wissen, wen sie eigentlich verehren" (14.4.2022)

Bandera, der 1933 zum Führer der OUN in der Westukraine (damals Südostpolen) gewählt wurde, nahm an der Erfindung des ukrainischen Faschismus aktiv teil. Während der Gerichtsverfahren in Warschau und Lemberg 1935 und 1936, die wegen des Attentats auf den polnischen Innenminister Bronisław Pieracki geführt wurden, trat er wie der Führer einer faschistischen Bewegung auf, die die Ukraine befreien will. Im Gerichtsaal wandten OUN-Angeklagte mehrmals den faschistischen Gruß "Slava!" (Ehre) und "Slava Ukraïni!" (Ehre der Ukraine) an, um Bandera und andere Mitglieder zu begrüßen, obwohl sie deshalb zusätzliche Strafen erhielten. Sie waren stolz, Faschisten zu sein und empfanden keinen Widerspruch zwischen Faschismus und Nationalismus.

The Fascist Kernel of Ukrainian Genocidal Nationalism

The situation changed only in the late 1920s. At the First Congress of Ukrainian Nationalists, which took place from 28 January to 3 February 1929 in Vienna, the leadership of the UVO in cooperation with other nationalist politicians founded the Organization of Ukrainian Nationalists (Orhanizatsia Ukraїns’kykh Natsionalistiv, OUN). (Seite 6)

The Genocidal Violence of the Organization of Ukrainian Nationalists and the Ukrainian Insurgent Army

In April 1941, the leadership of the OUN-B organized the Second General Congress in Cracow, at which the organization was further fascistized. The leadership officially announced Stepan Bandera as the Ukrainian providnyk (equivalent to the German führer or the Italian duce), 34 employed the fascist salute of raising the right arm “slightly to the right, slightly above the peak of the head” while calling “Glory to Ukraine!” (Slava Ukraini!) and responding “Glory to the Heroes!” (Heroiam Slava!), 35 and introduced the red and black flag symbolizing blood and earth (Blut und Boden). The leadership also declared it would combat all democratic and communist Ukrainian parties and organizations and emphasized that Jews, Poles, and Russians were the “enemies of the Ukrainian people.” (Seite 200)

“Postanovy II. Velykoho Zboru Orhanizatsiï Ukraïns’kykh Natsionalistiv,” TsDAHO f. 1, op. 23, spr. 926, 190–193.

The “Ukrainian National Revolution” of 1941. Discourse and Practice of a Fascist Movement

Following its second conference, the OUN-B also employed the fascist salute of raising the right arm “slightly to the right, slightly above the peak of the head” while calling “Glory to Ukraine!” (Slava Ukraini! ) and responding “Glory to the Heroes!”(Heroiam Slava! ).19 (Seite 89)

Stepan Bandera. Leben und Kult

Dokumente, Interpretationen und Manipulationen

(Seite 36) Aufgrund des extremistischen Charakters der OUN und ihrer Verwicklung in den Holocaust und andere Formen ethnischer und politischer Gewalt während und nach dem Zweiten Weltkrieg begannen OUN-Emigranten und UPA-Veteranen während des Kalten Krieges, gefälschte oder manipulierte Dokumente zu erstellen, mit denen sie ihre eigene Geschichte beschönigten. Sie entfernten unerwünschte und unbequeme Formulierungen aus neu publizierten Dokumenten, die von der Faschisierung der Bewegung und Beteiligung am Holocaust zeugten. So druckte die OUN 1955 die Beschlüsse des Zweiten Großen Kongresses der OUN in Krakau im April 1941 unter dem Titel »Die OUN im Lichte der Beschlüsse der großen Kongresse«, zensierte aber die Stelle mit dem faschistischen Gruß. Dieser ist in den Originalbeschlüssen erwähnt und bestand darin, den rechten Arm »leicht nach rechts, etwas über den Scheitel des Kopfes« zu heben und dabei »Ruhm der Ukraine!« (Slawa Ukraïni!) zu sagen. Die Antwort lautete »Ruhm den Helden!« (Herojam Slawa!). In der Ausgabe von 1955 wurde dieser Teil des Textes bewusst ausgelassen.[73]

[73] Vergleiche »OUN w switli postanow Welykych Sboriw«, 1955, S. 44-45 mit der ursprünglichen Veröffentlichung von 1941 »Postanowy II. Welykoho Sboru Orhanizatsïi Ukraïnskych Nazionalistiw«, ZDAHO f. 1, op. 23, spr. 926, Bl. 199.

….

Generationenkonflikt und der Weg zu einer Massenbewegung

(Seite 60) Die UWO löste sich nicht unmittelbar nach der Gründung der OUN auf, sondern existierte eine Zeit lang parallel zu ihr und diente als eine Art militärischer Arm der OUN. Die aktivsten und tatkräftigsten neuen Mitglieder kamen von der OWKUH und der SUNM zur OUN. Synowij Knysch charakterisierte diese Personen als ehrgeizig, eifrig, idealistisch und opferbereit, aber ohne jegliche politische Erfahrung. Zu den Organisationen, deren Mitglieder zur OUN übertraten, gehörte unter anderen die Liga der Ukrainischen Faschisten (Sojus Ukraïnskych Faschystiw, SUF), die den faschistischen Gruß »Ruhm der Ukraine!« (Slawa Ukraïni!) prägte.[68]

[68] Zur Liga der ukrainischen Faschisten siehe Oleksandr Pantschenko, Mykola Lebed. Schyttja, dijalnist, derschawno-prawowi pohljady, Kobeljaky 2001, S. 15. Zur Begrüßung siehe Swjatoslaw Lypowezkyj, Orhanisazija Ukraïnskych Nazionalistiw (banderiwzi). Frahmenty dijalnosti ta borotby, Kiew 2010, S. 14.

Der erste Prozess gegen OUN-Mitglieder in Warschau

(Seite 142) Die spektakulärste Zeugin an diesem Tag war das junge OUN-Mitglied Wira Swjenzizka. Wie viele andere OUN-Zeugen vor ihr teilte sie dem Gericht auf Ukrainisch mit, dass sie zwar Polnisch spreche, aber nur bereit sei, auf Ukrainisch auszusagen. Für diese Aussage belegte der Vorsitzende sie mit einer Geldstrafe von 200 Złotys oder 10 Tagen Haft und befahl den Wachen, sie hinauszuführen. Als Swjenzizka die Anklagebank passierte, ging sie auf die Angeklagten zu, hob ihren rechten Arm und rief: »Slawa Ukraïni!« Der Angeklagte Karpynez stand auf, hob seinen rechten Arm und antwortete mit demselben Gruß: »Slawa Ukraïni!« Hierbei handelt es sich vermutlich um den ersten dokumentierten faschistischen Gruß, den OUN-Mitglieder untereinander in der Öffentlichkeit anwandten. Für das Zeigen des faschistischen Grußes vor Gericht wurde Swjenzizka mit einem Tag in einer Dunkelzelle bestraft.[100]

[100]  Proces. Próba demonstracji na sali sądowej, in: Gazeta Polska, 10.12.1935, S. 7; Rosprawa sa … 200 sol. kary ta odyn den temnyzi sa sisnannja po-ukraïnsky, in: Dilo, 10.12.1935, S. 3; Slawa Ukraïni, Nowyj tschas, 11.12.1935, S. 5. Der Gruß Slawa Ukraïni wurde zuerst von der LUN verwendet, zu der auch die SUF gehörte, und könnte daher von der SUF erfunden worden sein. Vgl. Lypowezkyj, Orhanisazija Ukraïnskych, S. 14.

….

(Seite 147) Am 13. Januar 1936 verkündete der Vorsitzende das Urteil. Alle Angeklagten wurden für schuldig befunden, der OUN angehört zu haben und entweder das Attentat mitorganisiert oder dem Attentäter zur Flucht verholfen zu haben. Bandera, Lebed und Karpynez wurden zum Tode verurteilt. Aufgrund der vom polnischen Parlament am 2. Januar 1936 verabschiedeten Resolution zur Abschaffung der Todesstrafe wurden ihre Strafen jedoch in lebenslange Haft umgewandelt. Außerdem wurden ihnen ihre Grundrechte lebenslang entzogen. Auch Klymyschyn und Pidhajnyj erhielten lebenslange Haftstrafen und verloren ihre Grundrechte. Hnatkiwska, Maljuza, Myhal, Katschmarskyj, Saryzka, Rak und Tschornij erhielten mildere Strafen.[120]

Nachdem der Vorsitzende das Urteil verlesen hatte, standen Bandera und Lebed auf, hoben den rechten Arm leicht nach rechts, knapp über den Kopf – wie sie es von italienischen, deutschen und anderen Faschisten gelernt hatten – und riefen »Slawa Ukraïni!« Weil sie dadurch die letzten Momente des Prozesses unterbrachen, wurden die beiden ukrainischen Faschisten aus dem Gerichtssaal entfernt.[121]

[120] Wyrok w procesie o zamordowanie, in: Gazeta Polska, 14.1.1936, S. 1, 6. Der Text des Urteils und der Urteilsbegründung findet sich in Wyrok, ZDIAL, f. 205, spr. 3125.
[121] Oklyky pidsudnych, in: Nowyj tschas, 16.1.1936, S. 3. (Seite 147/148)

….

(Seite 149) Die Berufungsanträge der Angeklagten konnten in einigen Fällen eine Haftminderung erwirken. Tschornijs Strafe wurde von sieben auf vier Jahre, Saryzkas von acht auf zwei und Raks von sieben auf vier Jahre reduziert. Tschornij wurde außerdem vom Vorwurf der Mitgliedschaft in der OUN freigesprochen. Die anderen Urteile blieben unverändert. Der Verteidiger Horbowyj beantragte für seine beiden Mandanten Lebed und Hnatkiwska, die miteinander verlobt waren, in der Gefängniskirche heiraten zu dürfen.[127] Klymyschyn schrieb in seinen Memoiren, dass die Verhandlung mit einer weiteren politischen Aktion der Angeklagten endete. Als den Angeklagten abschließend das Wort erteilt wurde, rief Bandera: »Eisen und Blut werden zwischen uns entscheiden«. Darauf sollen alle Angeklagten laut mit »Slawa Ukraïni!« geantwortet haben.[128]

[128] In seinen Memoiren erwähnt Knysch nicht, dass sie den faschistischen Gruß zeigten und dabei »Slawa Ukraïni!« riefen. Vgl. Klmyschyn, W pochodi, Bd. 1, S. 194.

Der zweite OUN-Prozess in Lemberg

(Seite 150) Das Gebäude in der Stephan-Báthory-Straße in Lemberg, in dem der Prozess stattfand, stand unter starkem Polizeischutz. Nur Personen mit einem Sonderausweis, insgesamt etwa 70, durften den Gerichtssaal betreten. Der letzte Angeklagte, der kurz vor Beginn der Verhandlung in den Gerichtssaal geführt wurde, war Bandera. Als er hineintrat, hob er seinen rechten Arm zum faschistischen Gruß und rief »Slawa Ukraïni!« Die Angeklagten im Gerichtssaal antworteten ihm mit den gleichen Worten. Kurz darauf wurde die Verhandlung eröffnet.[130]

[130] Hitlerowskie powitanie oskarżonych, in: Ilustrowany Express Poranny, 27.5.1936, S. 16; Sprawozdanie stenograficzne, 25.5.1936, ZDIAL, f. 371, op. 1, spr. 8, od. 75, bl. 1; Welykyj politytschnyj prozes OUN u Lwowi, in: Nowyj tschas, 26.5.1936, S. 2.

(Seite 151/152) Als Stezko den Begriff »Westukraine« erwähnte, warnte ihn der Vorsitzende, dass er ihn des Saales verweisen werde, wenn er dies noch einmal tue. Stezko versuchte daraufhin zu erklären, warum die OUN die gegen die polnischen Schulen gerichtete Kampagne durchführte und warum sie ihr Vorgehen als einen revolutionären Weg verstand, doch der Vorsitzende unterbrach ihn erneut. Er gestattete Stezko zwar zu erläutern, inwiefern die OUN gegen die Sowjetunion kämpfte, aber als Stezko erwähnte, dass der Kampf »in der Ostukraine genauso abläuft wie hier«, ließ der Vorsitzende ihn aus dem Gerichtssaal entfernen. Während er hinausgeführt wurde, drehte sich Stezko zum Publikum, hob seinen rechten Arm und rief: »Slawa Ukraïni!« Der Staatsanwalt hielt fest, dies sei das dritte Mal, dass ein Angeklagter eine demonstrative Handlung vorgenommen habe, und beantragte, Journalisten und andere Beobachter aus dem Gerichtssaal zu entfernen. Die Anwälte der Verteidigung legten Einspruch ein, doch das Gericht wies diesen ab. Für den faschistischen Gruß wurde Stezko mit 24 Stunden Dunkelhaft bestraft.[135]

[135] Sprawozdanie stenograficzne, 27.5.1936, ZDIAL, f. 371, op. 1, spr. 8, od. 75, S. 20. Die Zensur strich in einigen ukrainischen Zeitungen Hinweise auf die faschistische Geste von Stezko, zum Beispiel in Dilo. Vgl. Welykyj prozes OUN u Lwowi, in: Dilo, 28.5.1936, S. 3. Auf einer Pressekonferenz verkündete ein Regierungsvertreter, dass die Zeitungen nicht über die Demonstrationen der Angeklagten berichten dürften, da es sich um regierungsfeindliche Propaganda handele. Alle Ausgaben, die trotz der Warnung der Regierung über den regierungsfeindlichen faschistischen Gruß berichteten, würden beschlagnahmt werden. Vgl. Presowa konferenzija u sprawi lwiwskoho prozesu OUN, in: Dilo, 29.5. 1936, S. 4.

….

(Seite 156) Am 16. Juni 1936, dem 16. Verhandlungstag, wurden erneut faschistische Grüße im Gerichtssaal gezeigt, als einige OUN-Mitglieder als Zeugen vorgeladen wurden. Der erste, Lebed, stritt ab, der OUN anzugehören. Als er den Gerichtssaal verließ, hob er jedoch seinen rechten Arm in Richtung der Angeklagten und rief: »Slawa Ukraïni!«. Stezko und Janiw antworteten auf dieselbe Weise.[157] Lemyk, der Mailow ermordet hatte, grüßte seine Mitangeklagten ebenfalls mit erhobenem rechtem Arm und den Worten »Slawa Ukraïni!« Nachdem der letzte vernommene Zeuge an diesem Tag, Oleksandr Kuz, ebenfalls den ukrainischen faschistischen Gruß gezeigt hatte, beantragte der Staatsanwalt abermals, die Verhandlung für die Öffentlichkeit zu schließen, doch das Gericht lehnte seinen Antrag ab. Hinweise auf den faschistischen Gruß wurden jedoch von der Zensur erneut aus den Zeitungsberichten gestrichen.[158]

[157] Sprawozdanie stenograficzne, 16.6.1936, ZDIAL, f. 371, op. 1, spr. 8, od. 75, Bl. 145; Welykyj prozes OUN u Lwowi, in: Nowyj tschas, 18.6.1936, S. 3. Im Protokoll des Prozesses steht »Slawa« und nicht »Slawa Ukraïni!« Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die Angeklagten »Slawa Ukraïni!« und nicht »Slawa!« riefen. Zur Verwendung von »Slawa Ukraïni!« im Warschauer Prozess siehe »Slawa Ukraïni«, in: Nowyj tschas, 11.12.1935, S. 5.
[158]  Siehe z. B. Welykyj prozes OUN u Lwowi, in: Nowyj tschas, 18.6.1936, S. 3.

Der Zweite Große Kongress der ukrainischen Nationalisten in Krakau

(Seite 184) Im nächsten Schritt stellten sie eine Reihe faschistischer Prinzipien und Rituale vor, die fortan für alle Mitglieder der Bewegung obligatorisch waren und die nach der Gründung des ukrainischen Staates auch für alle Bürger verbindlich sein sollten. Die rot-schwarze Flagge, die Blut und Boden symbolisierte, war eines davon.[69] Diese Farben bezogen sich auf die rassistische und protofaschistische deutsche Blut-und-Boden-Ideologie, die die Untrennbarkeit von Volk und Lebensraum sowie die Anziehung zum »Boden« suggerierte und spirituelle und mythologische Konnotationen erhielt. Darüber hinaus führte die OUN-B offiziell den faschistischen Gruß ein, bei dem der rechte Arm »leicht nach rechts, leicht über den Scheitel« gehoben und »Ruhm der Ukraine!« (Slawa Ukraïni!) gerufen wurde. Die Antwort auf diesen Ausruf lautete »Ruhm den Helden!« (Herojam Slawa!).[70] Der Gruß »Ruhm dem Führer!« (Woschdewi Slawa!) wurde von der OUN-B nicht übernommen, weil er bereits auf dem Zweiten Großen Kongress der OUN in Rom zu Ehren von Melnyk entworfen und seit der Spaltung der OUN von seiner Fraktion verwendet wurde.[71]

Außerdem wurden obligatorische Feiertage für den ukrainischen Staat verkündet: der Tag der Einheit am 22. Januar, der Tag der Revolutionshelden am 23. März und der Tag des Kampfes am 31. August.[72]

[69] Postanowy II. Welykoho Sboru, ZDAHO f. 1, op. 23, spr. 926, 199.
[
70] Während der „Ukrainischen Nationalen Revolution“ waren alle OUN-Mitglieder verpflichtet, ausschließlich diesen Gruß zu verwenden. Vgl. Instrukzija propahandystch. 1. ZDAWOW f. 4620, op. 3, spr. 379, Bl. 34. Der Gruß Slawa Ukraini wurde zuerst von der LUN eingeführt, die sich die SUF einverleibt hatte. Vgl. Golczewski, Deutsche und Ukrainer, S. 550

[71] Brief von Bandera an Melnyk, ZDAWOW f. 3833, op. 1, spr. 71, Bl. 9.
[72] ZDAHO f. 1, op. 23, spr. 926, Bl. 199.

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Auswirkung der Prozesse in Warschau und Lemberg

(Seite 162) Einige Szenen aus dem Lemberger Prozess hatten einen starken Einfluss auf die zeitgenössischen ukrainischen nationalistischen Diskurse. Dazu gehörten Banderas Rede am 26. Juni 1936, die faschistischen Grüße und der Moment, als Bandera in den Gerichtsaal geführt wurde und alle Anwesenden im Gerichtssaal angeblich aufstanden, um das Verhalten der anderen Angeklagten nachzuahmen, die aufgestanden waren, um ihren Prowidnyk zu begrüßen.[179]

[179] Siehe z. B. Schuchewytsch, Moje schyttja, S. 529. Da Schuchewytsch und andere Berichterstatter des Prozesses kein exaktes Datum angeben, könnte sich diese Geschichte auf den ersten Prozesstag beziehen, als Bandera als letzter Angeklagter den Gerichtssaal betrat und seinen rechten Arm hob, während er »Slawa Ukraïni!« rief, woraufhin die anderen Angeklagten mit demselben faschistischen Gruß antworteten. Siehe Hitlerowskie powitanie oskarżonych, in: Ilustrowany Express Poranny, 27.5.1936, Bl. 16.

Pogrome, Proklamationen und Nationalfeiern in Lemberg

(Seite 206) Als die Deutschen und ukrainische Nationalisten am 30. Juni in Lemberg einmarschierten, lebten in der Stadt 160.000 Juden, 140.000 Polen und 70.000 Ukrainer. Die Zahl der Juden in Lemberg hatte sich nach Beginn der Operation Barbarossa erheblich vergrößert, da jüdische Flüchtlinge aus den von den Deutschen besetzten Gebieten der Zweiten Republik in die sowjetisch besetzten Gebiete geflohen waren.[177] Zu den deutschen Einheiten, die in die Stadt eindrangen, gehörte das ukrainische Bataillon Nachtigall, das zum 1. Bataillon des Sonderkommandoregiments Brandenburg 800 gehörte.[178] Beim Einmarsch in Lemberg wurden die ukrainischen Soldaten dieses Bataillons von den Einheimischen mit dem von der OUN geprägten faschistischen Gruß Slawa Ukraïni! begrüßt.[179] Die Ukrainer in Lemberg waren vom Anblick der Ukrainer in deutschen Uniformen begeistert. Als das Bataillon auf den Marktplatz marschierte, begrüßten die Menschen die Soldaten nicht nur mit Blumen, sondern knieten auch nieder und beteten.[180] Im Rausch der »ukrainischen Nationalrevolution« nannten die Ukrainer das Bataillon Nachtigall das »Stepan-Bandera-Bataillon«.[181]

[177] Mick, Kriegserfahrungen, S. 499. Grzegorz Mazur, der mehrere Schätzungen verglich, kam zu dem Schluss, dass in der Zwischenkriegszeit 50 bis 52 Prozent der Einwohner Lembergs Polen, 30 bis 34 Prozent Juden und 12 bis 16 Prozent Ukrainer waren. Vgl. Mazur, Życie polityczne, S. 23.
[178] Das Regiment Brandenburg 800 war Teil der Abwehr, die zur Wehrmacht gehörte.

[179] Kasaniwsky, Schljachom Legendy, S. 209.
[180] Vernehmung von Friedrich Wilhelm Heinz, LN-W, Gerichte Rep. 350, Bd. 2, 190.
[181] Vgl. Svit tsch. 5, ZDAWOW f. 3833, op. 1, spr. 12, Bl. 13; ZDAHO f. 57, op. 4, spr. 341, Bl. 3; Kurt Lewin, Przeżyłem. Saga Świętego Jura w roku 1946, Warschau 2006, S. 61; Lucyna Kulińska/Adam Roliński, Kwestia ukraińska i eksterminacja ludności polskiej w Małopolsce Wschodniej w świetle dokumentów Polskiego Państwa Podziemnego 1943-1944, Krakau 2004, S. 207.

Pogrome und nationalistische Feiern in anderen westukrainischen Ortschaften

Die OUN-B forderte die ukrainische Lokalbevölkerung in Dokumenten wie der »Propagandaanweisung Nr. 1« auf, Triumphbögen zu errichten. Während der »Ukrainischen Nationalen Revolution« wurden demzufolge in zahlreichen Dörfern, Städten und Gemeinden Triumphbögen errichtet. Sie waren mit der ukrainischen und der deutschen Fahne geschmückt und trugen Inschriften wie »Ruhm der Ukraine – Ruhm für Bandera!«, »Es lebe die deutsche Armee!«, »Es lebe der Führer des deutschen Volkes Adolf Hitler!«, »Freiheit für die Ukraine – Tod für Moskau!«, »Ruhm unserem Führer [Prowidnyk] Stepan Bandera!« (Abb. 17).[336] In Wolhynien waren die Triumphbögen allgegenwärtig und trugen hauptsächlich die Inschriften »Heil Hitler!« und »Ruhm der Ukraine!«[337] Das OUN-B-Mitglied Mykola Tschartoryjskyj, der mit der dritten Marschgruppe vom Generalgouvernement in die Ukraine kam, kommentierte diese Art der Propaganda mit den Worten: »Überall in Dörfern und Städten, an den Eingangstoren, hängen neben anderen Parolen riesige Inschriften: Ruhm für die Ukraine! – Ruhm für die Helden! Es lebe der Prowidnyk der OUN – Stepan Bandera! Es lebe der Unabhängige Vereinigte Ukrainische Staat!«[338]

Michał Sobków erinnerte sich daran, dass die neue Verwaltung in Koropez (Koropiec) eine Straße in Bandera-Straße und eine andere in Senyk-Straße umbenannte und dass die ukrainischen Milizionäre einander mit dem faschistischen Gruß und den Worten »Ruhm der Ukraine« grüßten, worauf die Antwort lautete: »Ruhm den Helden!«. Er bemerkte auch, dass die einfachen Ukrainer nach einiger Zeit aufhörten, sich mit dem traditionellen »Grüß Gott« (Slawa Isusu Chrystu) zu begrüßen und stattdessen den faschistischen Gruß der OUN-B-Revolutionäre und auch andere OUN-B-Parolen übernahmen.[339]

[336] Instrukzija propahandy tsch. 1, ZDAWOW f. 4620, op. 3, spr. 379, Bl. 34. Für Bilder und Beschreibungen von Triumphbögen siehe Grelka, Die ukrainische Nationalbewegung, S. 256; Zeugnis von Jerzy Krasowski, KAW, II/737, Bl. 25; Tscherednytschenko, Nazionalism, S. 93; das Cover von Djukow, Wtorostepennyj wrag; Zeugnis von Jerzy Krasowski, KAW, II/737, Bl. 25.
[337] Wolynschtschyna i Riwenschtschyna, ZDAWOW f. 3833, op. 1, spr. 15, Bl. 72.
[338] Tschartoryjskyj, Wid Sjanu po Krym, S. 42. Hervorhebung im Original.

[339] Michał Sobków, Rozdroże narodów. W Koropcu, in: Karta. Niezależne Pismo Historyczne 16 (1995), S. 79-80.

Die Ukraine ohne Bandera

Anfang 1943 ordnete Himmler die Aufstellung der Waffen-SS-Division Galizien an, die aus ukrainischen Soldaten bestand. … Die Gründung der Division wurde von Scheptyzkyj unterstützt. Bei der ersten Parade nahmen Hans Frank und Wolodymyr Kubijowytsch den ersten Salut entgegen, und Bischof Josyf Slipyj hielt einen Gottesdienst ab. In seiner Rede appellierte Kubijowytsch an die Soldaten, die Ukraine als Teil des »Neuen Europa« vor dem Kommunismus zu verteidigen. Wasyl Weryha, ein Veteran der Division, erwähnte in seinen Memoiren, dass ukrainische Polizisten die Soldaten der Waffen-SS Galizien mit »Heil Hitler!« begrüßten und dass die Antwort »Ruhm der Ukraine!« (Slawa Ukraïni!) war. Er gab nicht an, ob die Soldaten und Polizisten dabei den rechten Arm hoben. ...[90]

[90] Für Scheptyzkyj siehe Yones, Smoke in the Sand, S. 94-95. Zur Verwendung deutscher und ukrainischer faschistischer Grüße in der Öffentlichkeit siehe Weryha, Pid krylamy, S. 26-27. Zu Kubijowytsch siehe Mick, Kriegserfahrungen, S. 509-510. Zu Huta Pieniacka, der Zusammenarbeit mit der UPA während des Massakers in Huta Pieniacka und damit verbundenen Fragen siehe Wytjah is ahenturnoï sprawy NKWS URSR ›Swiri‹ pro podiï w Huti Penjazkij, in: Serhij Bohunow (Hrsg.), Poljaky ta ukraïnzi misch dwoma totalitarnymy systemamy 1942-1945, Warschau 2005, Bd. 4, S. 976-980; Motyka, Ukraińska partyzantka, S. 181; Margolian, Unauthorized Entry, S. 133-134; Tönsmeyer, Kollaboration, S. 25.

Historiker und der Banderakult

(Seite 477/478) Die Untersuchung »totalitärer« und »diktatorischer« Tendenzen in der OUN oder bei Bandera sei laut Mirtschuk illegitim und eine beliebte Praxis der Feinde der OUN. Bandera sei ein Demokrat gewesen, der zwischen dem »legalen sozial-bürgerlichen Leben und den [notwendigen] Formen des revolutionären Untergrunds« unterschieden habe. Wie jedes OUN-Mitglied habe er die demokratische Ordnung befolgt und Demokratie und Menschenrechte respektiert.[79] Bei der Beschreibung des Prozesses gegen die OUN in Warschau 1935-1936 erwähnte Mirtschuk, dass die OUN-Mitglieder »Slawa Ukraïni!« im Gerichtssaal gerufen hatten, verschwieg jedoch, dass sie dabei den rechten Arm gehoben hatten. Damit normalisierte er den faschistischen Gruß der OUN zu einer Handlung, die ukrainische Patrioten, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, akzeptieren und selbst anwenden konnten.[80]

[79] Mirtschuk, Stepan Bandera,, S. 37-38.
[80] Ebd., S. 45-47.

Festivals, Kneipen, Romane und Kino

Im Jahr 2007 wurde die Kneipe Kryïwka (Ukr. Waldbunker) auf dem Rynok-Platz in Lemberg im Keller eines Mietshauses aus dem 16. Jahrhundert eröffnet. Ihr Design entsprach dem eines Bunkers der UPA. Jeder, der eintrat, wurde von einem mit einem Gewehr bewaffneten Uniformierten mit dem Ruf »Ruhm der Ukraine« (Slawa Ukraïni) begrüßt. Vom Gast wurde erwartet, diese Begrüßung mit »Ruhm den Helden!« (Herojam Slawa!) zu erwidern. Der Innenraum war mit nationalistischen und militärischen Gegenständen dekoriert. Die Kneipe vermarktete ein romantisiertes und verzerrtes Bild der UPA. Einerseits wurde die von den ukrainischen Partisanen begangene Gewalt bewusst ignoriert, andererseits erfuhren die Gäste nichts über das Leben in einem UPA-Bunker, das schmerzhaft bzw. unerträglich gewesen war, da die Partisanen an verschiedenen Krankheiten gelitten, wochenlang die gleiche Unterwäsche und Kleidung getragen hatten und von Läusen befallen gewesen waren.[85]

[85] Zeugnisse über das Leben der UPA-Partisanen in Bunkern finden sich bei Ana Boguslavskaja/Oled Schilowski (Filmregisseure), Die Bandera-Bande. Guerilla-Kämpfer im 2. Weltkrieg. Discovery Channel 2009.

Per Anders Rudling

German Foreign Policy-Interview: "Scientific Nationalists" (1. Mai 2024)

german-foreign-policy.com: "Glory to the Heroes" has become an important slogan during Kiev's Maidan protests. "Glory to the Heroes" were the first words former Prime Minister Yulia Tymoshenko publicly uttered, after she was released from prison on February 22. Did this surprise you? After all, that slogan was used by Ukrainian Nazi collaborators in the 1940s.

Per Anders Rudling: Not really. Tymoshenko had exclaimed the first part of that slogan, "Glory to Ukraine", even earlier, in 2011 - three times in the courtroom, after having been sentenced to seven years in prison under Yanukovych. Her supporters in the audience responded three times with "Heroiam Slava", "Glory to the Heroes!" I was more surprised that Tymoshenko used it then. I think it is important to remember that she is one of the former Komsomol-affiliated nomenclature, and comes from central Ukraine, a region not known for political radicalism, whether right or left. In addition, she is of Armenian descent and a Russian-speaker. "Slava Ukrainy", "Glory to Ukraine", was the greeting of the OUN, the Organization of Ukrainian Nationalists, and, in 1941, that organization issued instructions that the greeting should be made with the right arm raised, with "the fingertips a little to the right, a little above the top of the head." Similar salutes were used by the Croatian Ustashe, the Hlynka Guard in Slovakia, the Spanish Falangists, and, of course, the Nazis.

There is the phenomenon of an appropriation of certain historical symbolism, partly by those who see themselves as the direct ideological descendants of the OUN. This is the case of Svoboda, the Right Sector, and the Congress of Ukrainian Nationalists (CUN). Last year, there was a scandal in Croatia, when a Croatian football player made the Ustashe salute shouting "Za dom!." ("For the homeland!"), and the audience yelled back "Spremni", ("Ready!"). In Ukraine, the "Slava Ukrainy - Heroiam Slava!" was controversial, but has recently somehow become mainstream. Many people, who use it, do not understand what is behind it. Tymoshenko is a populist. She is from a region in Ukraine with no strong nationalist traditions, and she only began speaking Ukrainian as main language as an adult. She never endorsed Yushchenko's OUN and Bandera cults. I guess she feels the direction of the wind, and, as a populist, is cashing in on perceived political benefits of appropriating the far right's political liturgy.

Kai Struve

Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt (ISBN 978-3-11-035998-5, DeGruyter, 2015)

Zum zweiten Kongress der OUN:

(Seite 146) Auch in symbolischer Hinsicht ordnete sich die OUN-B auf diesem Kongress den faschistischen Parteien zu. So wurde hier der faschistische Gruß mit der erhobenen rechten Hand mit dem Ausruf „Slava Ukraïni“ („Ruhm der Ukraine!“) und der Antwort „Herojam Slava!“ („Den Helden Ruhm!“) als offizielle Grußformel der OUN eingeführt.[186] Die „Helden“, die in der Grußformel angerufen wurden, waren die im Kampf für die Unabhängigkeit der Ukraine Gefallenen."

[186] Rossoliński-Liebe: The „Ukrainian National Revolution“, S. 89. Dieser Beschluss wurde in den nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichten Fassungen der Kongressbeschlüsse fortgelassen. Als Farben der Fahne der Organisation wurden Rot und Schwarz als Symbole für Blut und Boden festgelegt, Veselova u.a. (Hg.): OUN v 1941 roci, Bd. 1, S. 48. Anders als das nationalsozialistische „Heil Hitler – Sieg Heil“, das heidnisch-germanische Anklänge hatte, gab es in der Grußformel der OUN-B einen deutlichen Bezug zum christlichen Gruß „Slava Bohu“

(Seite 256) Über das Eintreffen der Soldaten bei der St. Georgs-Kathedrale am frühen Morgen des 30. Juni berichtete Kazanivs’kyj dann weiter, wie erstaunt er gewesen sei, als die Soldaten die Freudenrufe der Lemberger mit dem Ausruf „Slava Ukraïny“, dem Gruß der OUN, beantwortetet hätten. Als die Soldaten das Tor zum Hof der Kathedrale erreichten, wurde hier eine blau-gelbe ukrainische Fahne entrollt. Erst als die Soldaten in den Hof der Kathedralenanlage marschierten, erkannte Kazanivs’kyj, dass die Einheit von Roman Šuchevyč kommandiert wurde, mit dem er schon lange bekannt war und der ihn vor seinem Grenzübertritt im Januar 1940 über die Aufgaben im sowjetischen Gebiet instruiert hatte. 


Nationalistischer Gruß

07.10.2008

Nationalistischer Gruß.

Der offizielle Gruß der ukrainischen Nationalisten ist der Slogan „Ruhm der Ukraine“ – und die Antwort „Ruhm dem Führer!“.

Das Symbol des Grußes ist das Heben der rechten Hand.

Die rechte Hand der ukrainischen Nation erlangte seit Anbeginn der ukrainischen Geschichte „Ehre für sich selbst und Ruhm für den Fürsten“ – ihr Heben symbolisiert die ständige Bereitschaft, das höchste Motto mit den Handlungen der rechten Hand zu bekräftigen.

„Ruhm der Ukraine“ – mit diesem Gruß-Slogan dokumentieren wir unsere Treue und Bereitschaft zu höchsten Opfern für den Ruhm unserer Heimat Ukraine, für das Wohl und die Ehre der „Lebenden, Toten und Ungeborenen“. Denn unter dieser Ukraine, deren Ruhm wir tragen, verstehen wir nicht nur unsere Generation, also jene Ukrainer, die in unserer Zeit eine 40-Millionen-Nation bilden, sondern auch all die vergangenen Generationen jener Ukrainer, die bereits gelebt haben, und jene, die noch leben werden, zum Ruhm der Ukraine.

Die Ukraine, deren Ruhm wir besingen, ist nicht nur HEUTE, sondern auch GESTERN und MORGEN. Für uns sind die Fürstenkrieger, die ruhmreichen Saporoger Kosaken, die heldenhaften Sichowzy ebenso wertvoll wie die uns noch unbekannten Kämpfer, die in Zukunft die Fahne des Ruhmes der Ukraine tragen werden. All diese Generationen der „Lebenden, Toten und Ungeborenen” bilden die ewige ukrainische Nation. Dieser ewigen Ukraine sagen wir Ruhm!

Ehre sei dem Anführer! – Dieser zweite Teil des ukrainischen nationalistischen Grußes bedeutet nicht, dass wir nur einer einzigen, genau definierten Person, die wir als ANFÜHRER bezeichnen, sklavisch huldigen. In der Person unseres heutigen Anführers ehren wir alle Anführer der Ukraine, sowohl die vergangenen als auch die zukünftigen, als SYMBOL der Führung der Nation. Wir grüßen nicht mit „Ruhm dem Führer Konowalzew“, so wie wir uns jetzt nicht mit „Ruhm dem Führer Melnikow“ grüßen – und so werden wir auch in Zukunft die Namen zukünftiger Führer der ukrainischen Nation nicht mit diesem Gruß verbinden –, obwohl wir mit diesem Gruß in erster Linie unseren heutigen Führer grüßen.

Wir wissen, dass die ukrainische Nation ihre Rechte nur dann erlangen wird, wenn an ihrer Spitze ein einziger nationaler FÜHRER steht. Das Ideal des FÜHRERS neben der Idee der NATION sind für uns die höchsten Werte. Deshalb:

UKRAINE UND FÜHRER – RUHM!

Zweite Große Versammlung der OUN, 27. August 1939, Rom.

Scan des Originals: http://borysfen.livejournal.com/53307.html

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