Sehr geehrter Herr Harald Neuber,
bislang habe ich die telepolis als linkes Alternativmedium geschätzt. Insbesondere finde ich die kritische Berichterstattung zum Krieg um die Ukraine höchst lobenswert. telepolis gehört(e) zu den wenigen Medien, die nicht nur nicht bei der Verbreitung von Kriegspropaganda mit machen, sondern die auch kriegskritische und friedenspolitische Artikel bringen.
Doch in letzter Zeit fallen mir unkritische, geradezu wie Produktwerbung anmutende Berichte über die großartigen "Leistungen" der russischen Rüstungsindustrie auf. Damit machen Sie sich nicht nur für die Kriegstreiber*innen angreifbarer, sondern Sie desavouieren damit auch jene, die sich nach wie vor ernsthaft für den Frieden und gegen die Kriegstreiberei einsetzen. Dass es bei den Artikeln über russische Kriegsrüstung darum geht, vor dem Irrsinn des Krieges zu warnen, der stellt sich bei mir leider nicht ein. Mein Großvater, der stets gegen die Nazis war, schrieb im letzten Brief klipp und klar: "Es gibt nichts Schlimmeres als den Krieg". Daher habe ich wenig Verständnis, wenn für Güter des (staatlich organisierten) Massenmordens und -verwüstens Produktwerbung verbreitet wird.
Ein durchaus sachlich formuliert, klar am Boden der EMRK stehender Kommentar wurde von Ihren anonym bleibenden Zensoren zum Anlass genommen, mir gleich für eine Woche komplett das Recht, Nutzerkommentar abzugeben, zu entziehen. An sich ja eigentlich technisch wirkungslos, ich könnte ja einen neuen Benutzeraccount anlegen.
Worin genau liegt die angebliche Verletzung der Nutzungsbedingungen?
Worin sehen Sie die "Beleidigung" und was werten Sie als "unwahre Behauptung"?
Woher nehmen Sie sich das Recht, mich zu duzen?
Warum missachten Sie das Menschenrecht auf ein FAIRES VERFAHREN nach Artikel 6 EMRK, wozu die Möglichkeit gehören würde, zu konkreten Vorwürfen Stellung zu nehmen, bevor eine Entscheidung gefällt. In dieser Hinsicht muss ich sagen: schade, dass die EU-Regelung über Online-Dienste und Beschwerdeverfahren gegen Löschungen noch nicht in Kraft ist. Dann hätte ich vermutlich ein Rechtsmittelchen in der Hand.
Nicht einmal eine Möglichkeit der Anfechtung dieser überschießenden Entscheidung ist vorgesehen.
Was rechtfertigt EINE Meinungsäußerung, die klar am Boden der Menschenrechte steht, gleich einem die gesamte Kommentarmöglichkeit zu entziehen. Was soll daran verhältnismäßig sein?
Ich nehme mir die Freiheit, diese Verletzung meiner Meinungsfreiheit und meines antimilitaristischen Einsatzes auf meiner Homepage friedenspolitik.at zu veröffentlichen und andernorts, falls ich passende Gelegenheiten finde.
Das hätte es unter Peter Nowak wohl nicht gegeben, dass pazifistische Positionen zensuriert werden.
Diese zunehmend unkritische, prorussische Kriegsberichterstattung ist auch unter dem Aspekt, als Komplementärmedium Gegenstandpunkte zu bringen, nur noch peinlich. Denn die grundlegende Frage ist, wie schon einst DFG-Vorstand Helmut Michael Vogel in "Strategien des Pazifismus" in den 1980er Jahren festgestellt hatte: Bin ich für Krieg und Gewaltherrschaft oder für Frieden und Demokratie? Und nicht: Welche KRIEGSpartei sei das "kleinere Übel", denn es warnte schon Hannah Arendt, "dass diejenigen, die das kleinere Übel wählen, rasch vergessen, dass sie sich für ein Übel entscheiden." (In: Was heißt persönliche Verantwortung in einer Diktatur? Seite 34
Ich werde Sie daher auch nicht mit Artikelvorschlägen belästigen. Sie pflegen ja nicht einmal den Anstand, wenigstens eine kurze Antwort zu geben oder zu veranlassen.
Solange Sie Chefredakteur sind bzw. Sie Ihre grundlegende Haltung nicht ändern, wäre es mit meinen journalistischen / intellektuellen Ethik sowieso schwer vereinbar, in einem derart in immer seltsamere Gefilde abdriftenden Medium etwas zu veröffentlichen.
Mit menschenrechtsfreundlichen und friedensbewegten Grüßen
Mag. Ing. Martin Mair
P.S.: Eigentlich ist es zu schade um meine Lebenszeit Forenbeiträge zu schreiben. Wenn ich mir da so manch andere Beiträge anschaue, was für ein grottentiefes Niveau die haben, da schreibe ich lieber für meine eigenen Homepages.
Am 28.01.24 um 18:54 schrieb no-reply [at] heise.de:
> Hallo MartinMa64,
>
> Dein Beitrag wurde entfernt, da er Beleidigungen oder unwahre Behauptungen enthält, was unseren Nutzungsbedingungen und Community-Richtlinien widerspricht.
>
> Beispiele für diesen Verstoß sind:
> - Schmähkritik
> - Beleidigung
> - Unterstellungen und falsche Tatsachenbehauptungen
> - Intoleranz
>
> Deine Schreibrechte werden für 7 Tag(e) entzogen.
>
> Für eine positive und respektvolle Diskussion bitten wir Dich, zukünftige Beiträge auf solche Inhalte zu überprüfen und diese zu vermeiden. Mehrfache oder schwerwiegendere Verstöße können zur Einschränkung und zum dauerhaften Entzug Deiner Schreibrechte führen. Unsere ausführlichen Richtlinien findest Du unter:
> https://www.heise.de/Nutzungsbedingungen-4922171.html
>
> Vielen Dank für Deine Rücksichtnahme.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> heise online
> Forenadministration
>
> forenadmin [at] heise.de
> ======================================================
> https://www.heise.de/forum/p-43597365
>
> Achillesferse Munitionslagerung - Jubeln über fahrende Särge?
>
> Etwas befremdlich, dass in der telepolis schon wieder recht unkritisch russische Rüstungsanstrengungen berichtet werden. Als Achillesferste der russischen Panzer wurde doch die fehlende Trennung zwischen Muniktionslagerung und Mannschaftsraum geannt. An diesem grundlegenden Konstruktionsmerkmal wird sich wohl weiter nichts ändern, weshalb nach wie vor die Gefahr besteht, dass bei einem Treffen der ganze Mannschaft mit der ganzen Munition in die Luft fliegt. Also bleiben die russischen Panzer weiter rollende Selbstmordkommandos.
> So oder so: Eigentlich kann mensch nur händeringend einen Ausweg aus dem sinnlosen Morden suchen. Auch beim Einfrieren des Status Quo werden ukrainische Nationalisten keine Ruhe geben. Ebenso wenn die ukrainischen Nationalisten alle Gebiete rückerobern.
> Eine politische Lösung mit der ALLE halbwegs gut leben können, wird durch die Kriegsbesessenheit ALLER beteiligten KRIEGSparteien verhindert. Eine Selbstzerstörung der EU als uns oftmals versprochenes Friedensprojekt, mit der eigentlich niemand glücklich werden kann (außer den üblichen Kriegsprofiteuren in den oberen Etagen).
> Das Abgleiten der telepolis in Richtung prorussische Kriegspropaganda empfinde ich nur noch als höchst befremdlich. Wirklich unabhängiger und kritischer Journalismus schaut anders aus!
Letzte Ergänzung: Beitrag den ich zu kritisieren gewagt habe:
Mitgemeint waren noch folgende:
Artikel wie aus Medien des militärisch-industriellen Komplexes!
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-Russischer-Durchbruch-in-Awdijiwka-Verteidigung-vor-dem-Kollaps-9605416.html (der "Durchbruch" findet sich nach wie vor nicht bei den Berichten des ISW, über die Zahl der Toten und Verwundeten, wird erst gar nicht nachgedacht?)
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